KARLSBAD (tschechisch Karlovy Vary) Kurort (ca. 49.000 Einwohner) mit 15 Kas-tralbezirke im W von Tschechien, ca. 140.000 Menschen im zugehörigen Ballungs-raum. Die Stadt liegt an der Mündung der Teplá (Tepl) in die Eger (Ohře). Karlsbad gehört zu den berühmtesten und traditionsreichsten Kurorten der Welt. Seit 24. Juli 2021 zählt der Ort zum UNESCO-Welterbe der bedeutenden Kurstädte Europas (Great Spas of Europe) mit 10 anderen Kurstädten. Das Stadtzentrum von Karlsbad mit der Verwaltung, dem unteren Bahnhof (dolní nádraží) und den Industriebetrieben liegt im flachen Egertal. Die Kuranlagen befinden sich im schmalen im S gelegenen Tal der Teplá. Im W der Stadt befindet sich das Falkenauer Becken (Sokolovská pánev), das zweitgrößte tschechische Braunkohle-Tagebaugebiet mit mehreren Kraftwerken.
Es wurden Siedlungsspuren aus der Urzeit, der späteren Bronzezeit und den Anfängen der slawischen Besiedlung gefunden. Wann die Gegend um Karlsbad besiedelt wurde, ist unbekannt. Im heutigen Ortsteil Sedlec soll sich spätestens seit dem 10. Jh. eine Burg der Sedlitschanen befunden haben, die wohl auf dem Gelände des Schlosses Sedlec stand.
Bis 1226 war sie Mittelpunkt einer provincia Sedlensis der Přemysliden, danach wurde Elbogen Mittelpunkt des Zettlitzer Ländchens. 1910 hatte die Stadt 17.446 Einwohner; 16.791 deutsch- und 95 tschechischsprachig. Der Erste Weltkrieg bedeutete eine Zäsur für den Kurbetrieb. Nach dem Zerfall der Doppelmonarchie am Kriegsende wurde Ende Oktober 1918 die Tschechoslowakei gebildet. Der Vertrag von Saint-Germain bestä-tigte 1919 die Zugehörigkeit Deutschböhmens zur Tschechoslowakei. Eine Demonstra-tion in Karlsbad am 4. März 1919 für das Selbstbestimmungs-recht (an dem Tag trat die Konstituierende Nationalversammlung Deutschösterreichs zuerst zusammen) und gegen die Zugehörigkeit zur Tschechoslowakei endete ohne Blutvergießen. Später gab es jedoch bei der Auflösung einer anderen Demonstration Tote durch die Armee. Mit dem 1. Oktober 1938 wurde nach dem Münchner Abkommen Karlsbad in das Dritte Reich annektiert. Im Mai 1939 wurde die Stadt aus dem gleichnamigen Landkreis her-ausgelöst, bildete einen eigenen Stadtkreis. Gleichzeitig wurde der Kreis durch Einge-meindung der Stadt Fischern und der Dörfer Aich, Drahowitz, Espenthor, Kohlhau, Maierhöfen, Pirkenhammer und Weheditz vergrößert, Karlsbad Verwaltungssitz des Regierungsbezirks Eger. Der Zweite Weltkrieg brachte den Kurbetrieb zum Erliegen.
Während des Krieges war Karlsbad Lazarettstadt, international gemeldet und gekenn-zeichnet. Trotzdem wurde die Stadt im September 1944 und April 1945 bombardiert. Zerstört wurde der Bahnhof, in dem sich zum Zeitpunkt des Angriffs zwei auch mit dem Roten Kreuz gekennzeichnete Lazarettzüge befanden. Es wurden große Teile der Stadt zerstört, jedoch nicht das Kurviertel. Karlsbad wurde im Mai 1945 von den Amerikanern eingenommen, am 11. Mai 1945 an die Rote Armee übergeben. Wegen des Potsdamer Abkommens und der nachfolgend erlassenen Beneš-Dekrete wurde 1945 die deutschböhmische Bevölkerung enteignet und vertrieben. Nach dem Krieg setzte eine verstärkte und staatlicherseits geförderte Zuwanderung hauptsächlich aus Zentralböhmen sowie Mähren und der Slowakei ein. Es zogen Repatrianten und Angehörige der ethnischen Minderheit der Roma nach Karlsbad.
Die Eingemeindungen von 1939 wurden, wie sämtliche während der Besetzung er-folgten Gemeindegebietsänderungen, nach 1945 aufgehoben. Die Kureinrichtungen wurden 1946 verstaatlicht, die Premiere des Filmfestivals von Karlovy Vary fand statt. 1949 wurde die Gemeinden Karlovy Vary und einige andere Orte zur neuen Gemeinde Karlovy Vary zusammengeschlossen Als neue architektonische Dominante der Stadt wurde 1976 das Hotel Thermal eröffnet, das seither Hauptschauplatz des Filmfestivals ist. Seit dem Ende des kommunistischen Regimes 1989 ist der Kurbetrieb wieder auf ein internationales Publikum ausgerichtet, erfährt Fördermaßnahmen, um die Anzahl der Kurgäste zu erhöhen. Karlsbad ist Sitz des Karlovarský kraj, bis 2002 war die Stadt auch Verwaltungssitz des Okres (Bezirks) Karlovy Vary.
Karlsbad pflegt mit 10 Städten in Europa, Japan, den USA Städtepartnerschaften.
In der Stadt bestehen gut erhaltene historische Kureinrichtungen, Marktkolonnade (1883 - Fellner und Helmer), Marktkolonnade (1871–1881-Josef Zítek), Parkkolonnade, (Gartenkolonnade), Sprudelkolonnade (1969–1975-Votruba) und Schlosskolonnade (1911–1913-Friedrich Ohmann). In allen Kolonnaden gibt es Heilbrunnen (pramen), die Temperatur liegen teils über 60° Celsius. Karlsbad besitzt 12 Quellen, Anfang des 20. Jh. wurde von 18 alkalisch-salinische Mineralquellen berichtet.
Die bekannteste, stärk-ste Quelle befindet sich in den Weißen Kolonnaden, wird Sprudel (Vřídlo) genannt. Sie ist 72 °C heiß, schießt bis 14 m in die Höhe, hat eine Schüttung von 2000 Litern pro Minute. Insgesamt sind im zentralen Kurortgebiet 89 Austritte von mineralisierten Thermalwässern dokumentiert. 19 davon sind gemäß dem Kurortgesetz zugelassene, natürliche Heilwässer. Es handelt sich um ein hypotonisches, stark mineralisiertes Quellwasser (alkalisch, glaubersalzhaltig). Die Anwendungen der Heilquellen sind vielfältig: Störungen des Verdauungssystems, des Stoffwechsels, Diabetes mellitus, Gicht, Übergewicht, Parodontose, Erkrankungen des Bewegungsapparates.
Auch bei Leber-, Gallen-, Gallengangs- und Bauchspeicheldrüsenerkrankungen sowie onkologische Leiden sollen die Quellen helfen. Die abführende Wirkung des Heilwas-sers ist auf Glaubersalz zurückzuführen. Diese Wirkung auf den menschlichen Orga-nismus gilt als erwünscht. Es sollten empfindliche Personen wie Kinder und schwan-gere Frauen das Heilwasser nur eingeschränkt trinken.
Die 1736 nach Plänen von Kilian Ignaz Dientzenhofer erbaute Kirche St. Maria Magda-lena oberhalb des Sprudels ist ein bedeutendes Werk barocker Baukunst. In Sichtweite steht das Stadttheater von 1886. Ein Beispiel orientalisierender Architektur ist die russisch-orthodoxe Kirche St. Peter und Paul mit den vergoldeten Kuppeldächern. Bekannt ist das 1770 gegründete, am Ufer der Teplá gelegene Grandhotel Pupp, vom Hotelier Julius Pupp (1870–1936) zum Hotel der internationalen Spitzenklasse ausgebaut hatte. Das weitestgehend im Jugendstil gehaltene Innere kann von Touris-ten besichtigt werden. Das Hotel Imperial des Architekten Ernest Hébrard wurde 1912 eröffnet. Das Stammhaus des Kräuterlikörs Karlsbader Becherbitter, vom Apotheker Josef Vitus Becher (1789–1860) erstmals hergestellt, steht in Karlsbad. In dem inzwi-schen flaschengrün gestrichenen Haus ist ein Museum untergebracht, das Aus-stellungsstücke der Familie Becher enthält, die Herstellung dieses Likörs zeigt. Er wird „dreizehnte Karlsbader Quelle“ genannt, ist als Becherovka im Handel.
Eine schlossähnliche Anlage, Klein Versailles (Malé Versailles) liegt im W der Stadt. 130 km Wanderwege führen durch die 3 die Stadt umgebenden Bergketten. Oberhalb der Stadt steht der mittels Standseilbahn zugängliche Aussichtsturm Diana, 35 m hoch, 1914 erbaut, hieß ursprünglich Freundschaftsaussichtsturm. In der Nähe des Vorortes Doubí (Aich) im W befindet sich am Ufer der Eger der Hans-Heiling-Felsen, eine mehrere hundert Meter lange bizarre Gruppe von Felsnadeln, nach der Sage eine versteinerte Hochzeitsgesellschaft. Wirtschaftlich wichtig neben den Badekuren ist das alljährlich stattfindende Internationale Filmfestival Karlovy Vary. Industrie wie Mineral-wasserabfüllung (Marken Mattoni und Magnesia), Likör Becherovka, Glashütten (Mo-ser-Glas), Porzellanherstellung und Karlsbader Oblaten.
MARIENBAD (Mariánské Lázně), Kurort in Westböhmen, Tschechien, ist von Gebirgs-wald, Mineralquellen und grünen Parks umgeben. Im Park Boheminium sind Miniatur-modelle tschechischer Denkmäler ausgestellt. Die barocke Hauptkolonnade zeichnet sich durch Bronzereliefs und Deckenfresken aus. In der Nähe spielt die neoklassi-zistische Singende Fontäne alle 2 Stunden klassische Musik.
Die Heilwirkung der Quellen wurde 1528 auf Befehl des König Ferdinand I. auf den Salzgehalt erforscht. Zwischen 1805-1807 ließ Dr. Josef Nehr neben der Kreuzquelle das erste gemauerte Haus „Zur Goldenen Kugel“ für die Kurgäste bauen. Karel Kašpar Reitenberger war von 1812-1827 der Abt des Prämonstratenserkloster in Tepl (Teplá). Er hat einen Aufbau des Bäderbereiches durchgesetzt, trotz des Widerstands einiger Klosterbrüder (für den Preis eines 30-jährigen Exils in Tirol). Im November 1818 wurde Marienbad nach der Regierungsverordnung vom Ober-Burggraf F. A. Libštejnský zum "öffentlichen Kurort" ausgerufen. Dank finanzieller Unterstützung des Abtes Karl K. Reitenberger ließen der Gartenarchitekt Václav Skalník, Architekt Georg Fischer und der Baumeister Anton Turner von 1817-1823 eine malerische Parkstadt entstehen. Sie entstand aus einem ungastlichen sumpfigen Tal mit Gebäuden im Stil des Klassi-zismus und Empire, mit Altanen, Pavillons und Wandelhallen. Johann Wolfgang Goethe besuchte 1820 Marienbad. Er erlebt 1823 hier seine späte Liebesgeschichte mit einer jungen Adlige Ulrike von Levetzow. Nach Marienbad kamen namhafte Persönlichkeiten des kulturellen, wissenschaftlichen und politischen Lebens aus aller Welt - Prinz Friedrich von Sachsen, Graf Kaspar Sternberg, Jakob Berzelius, Václav Jan Tomášek, Maria Szymanowska, Richard Wagner und Anton Bruckner. Fryderyk Chopin, polni-scher Komponist und Klaviervirtuos besuchte Marienbad im Februar 1836.
Er kam aus Paris, um seine Liebe Mary Wodzinska zu treffen. An seinen Aufenthalt erinnert sich Marienbad fast bei jedem Schritt. Auf der Hauptstraße befindet sich das Haus Chopin (ehemals Der Weiße Schwan) mit einer Plakette und einem Chopin-Denkmals. Jedes Jahr findet in der Stadt das Chopin-Festival statt. Es sind eine Straße und die Kunstgrundschule nach ihm benannt. Am 29. Mai 1865 wurde Marienbad durch Edikt von Kaiser Franz Joseph I. zur Stadt erhoben. An das goldene Zeitalter von Marienbad zwischen 1870–1914 erinnern bis heute zahlreiche Jugendstilumbauten und Neubauten von Kurhäusern, Hotels, Wandelhallen, Kirchen, die von den Architekten Friedrich Zickler, Josef Schaffer, Arnold Heymann und Josef Forberich erbaut wurden. Die Parkanlagen wurden erweitert, romantische Aussichtspunkte errichtet. Der engli-sche König Edward VII. besuchte Marienbad neunmal als "Lord Renfrew" oder als Erzherzog von Lancaster, sein Inkognito war bekannt.
Marienbad wurde 1872 durch die Eisenbahn mit Eger, Wien und Prag über Pilsen, mit Karlsbad 1898 verbunden. In den Jahren kamen wohl die meisten Kurgäste nach Marienbad: Gustav Mahler, Friedrich Nietzsche, Franz Kafka, Rudyard Kipling, Mark Twain. Auch Thomas Alva Edison, Pierre de Coubertin, sowie Kaiser Franz Josef I. weilten hier. Der rege Kurbetrieb ließ in der 1. Hälfte des vergangenen Jahrhunderts nicht nach. Mariánské Lázně wurden 2019 mit anderen europäischen Kurorten als "Große Bäder Europas" mit dem Welterbe-Titel ausgezeichnet.
Text: Heidi Hotze / Wikipedia